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1400 Festnahmen, 135 Verletzte: Gewalttätige Proteste erschüttern Frankreich

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Zahlreiche brennende Autos verursachten Rauchschwaden über Paris.


Die Bewegung der “Gelbwesten” mobilisiert landesweit 125.000 Demonstranten. An mehreren Orten kommt es zu Zusammenstößen. Vor allem in Paris geht es heftig zu: Autos brennen, Geschäfte werden geplündert. Die Polizei feuert Tränengasgranaten ab.

Bei Demonstrationen der "Gelbwesten" ist es in Paris erneut zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Ein massives Aufgebot an Sicherheitskräften reichte nicht, um erneute gewalttätige Krawalle zu verhindern: Wieder brannten Autos, Geschäfte wurden beschädigt und geplündert, Demonstranten versuchten, Barrikaden zu errichten.

Polizisten mit Tränengas-Werfern

Landesweit hätten sich bis zum Abend rund 125.000 Menschen an den Protesten beteiligt, sagte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner. Davon seien 10.000 in der Hauptstadt Paris gezählt worden. Im ganzen Land habe es knapp 1400 Festnahmen gegeben, mehr als 970 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden. 118 Demonstranten und 17 Sicherheitskräfte seien verletzt worden.

Mehr als 700 Festnahmen allein in Paris

Es ist das vierte Wochenende in Folge, an dem die Bewegung der "Gelben Westen" in Frankreich massiv auf die Straße geht. Dieses Mal griff die Polizei schon vor Beginn der Proteste in Paris durch: Bereits am Morgen wurden mehrere Hundert Menschen festgenommen. Grund sei in den meisten Fällen gewesen, dass die Menschen sich einer Gruppe angeschlossen hätten, die "Gewalt gegen Personen oder die Zerstörung von Gegenständen" vorbereitet habe, hieß es bei der Polizei.

Bis zum frühen Abend stieg die Zahl der Festnahmen in Paris demnach auf mindestens 738 – deutlich mehr als am gesamten vergangenen Samstag. Mehr als 550 Menschen kamen in der Stadt in Gewahrsam. 55 wurden verletzt, darunter drei Einsatzkräfte.

Ab Mittag kam es in Paris vermehrt zu Spannungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Vielerorts lagen Rauch und Tränengas-Dunst über den Straßen. Demonstranten rissen auf dem Prachtboulevard der Champs-Élysées Holzbretter herunter, die Schaufenster von Geschäften schützen sollten. Einzelne Läden wurden demnach geplündert. Im Zentrum der Stadt gingen wieder Autos in Flammen auf. Vereinzelt setzte die Polizei in der Innenstadt Wasserwerfer ein, um Demonstranten zurückzudrängen, die versuchten, Barrikaden zu errichten.

Randale in der Geisterstadt

Zusammenstöße zwischen Polizisten und randalierenden "Gelbwesten"

In der Hauptstadt waren am Samstag nach früheren Angaben des Premiers 8000 Polizisten und andere Ordnungskräfte im Einsatz. Die Polizei kontrollierte Taschen und Rucksäcke von Passanten und war mit Pferdestaffeln unterwegs. Auch gepanzerte Fahrzeuge der Gendarmerie waren erstmals im Zuge der "Gelbwesten"-Proteste im Einsatz.

Der Innenminister habe die Sicherheitskräfte angewiesen, nach den Krawallen der Vorwoche ihre Strategie anzupassen, sagte eine Sprecherin der Polizei im Sender France Inter. "Die Idee für uns ist wirklich, die friedlichen Demonstranten (…) von anderen, möglicherweise feindseligeren Demonstranten, Plünderern und Randalierern zu trennen."

Viele Demonstranten, wie hier in Marseille, blieben vollkommen friedlich.

Die Regierung legte wegen der Proteste der "Gelbwesten" die geplante Steuererhöhung für Benzin und Diesel bereits auf Eis. Die Wut der Protestbewegung hatte sich einst an diesem Vorhaben entzündet – mittlerweile reichen die Forderungen viel weiter: von mehr Steuergerechtigkeit über mehr Kaufkraft bis hin zum Rücktritt von Präsident Emmanuel Macron.

Erneut Autobahnen blockiert

Im Zentrum der Hauptstadt blieben zahlreiche Metrostationen auf Geheiß der Polizei geschlossen. Auch viele Sehenswürdigkeiten in Paris blieben zu, darunter zahlreiche Museen und der Eiffelturm. Am Morgen war es dort menschenleer – Touristen standen nicht wie üblich Schlange. Die Stimmung in der Innenstadt war angespannt – Hubschrauber kreisten über dem Zentrum.

In zahlreichen anderen Städten Frankreichs demonstrierten ebenfalls "Gelbe Westen". In Städten wie Lyon, Bordeaux, Toulouse und Marseille kam es Berichten zufolge zu Ausschreitungen. In Lyon etwa attackierten Menschengruppen die Sicherheitskräfte mit Flaschen und Pyrotechnik. Die Polizei reagierte mit Tränengas.

Wieder wurden mehrere Autobahnen im Land bei dem Protest blockiert. Die Polizei kontrollierte bis zum frühen Nachmittag nach eigenen Angaben mehr als 5000 Menschen auf den großen Verkehrsachsen und an Mautstellen.

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