Kultur

Bares für Rares: Das passiert mit den Objekten nach der Show

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Wolfgang Pauritsch ist einer der Händler bei “Bares für Rares”: Im Interview mit dem stern äußert er sich zum Vorwurf, die Preise kaputt zum machen und verrät, was mit den Objekten nach der Sendung passiert und warum er manche Anschreiben vor seiner Frau verstecken muss.

“Bares für Rares”-Händler Wolfgang Pauritsch

Wolfgang Pauritsch ist ein viel beschäftigter Mann. Das Interview mit dem stern führt er am Telefon. Pauritsch ist mit seinem Buch “Der Auktionator” auf Lesetour durch die deutsche Provinz. Am Abend wird er in Menden im Sauerland auftreten, danach geht es weiter nach Hachenburg im Westerwald. “Ich bin froh, wenn ich am Wochenende wieder zuhause bin”, sagt er. Sein Buch beschert ihm noch mehr Termine. Überall wollen sie den “Bares für Rares”-Händler sehen. Denjenigen, der am Verhandlungstisch immer in der Mitte sitzt. Mit dem stern spricht er über das Erfolgsgeheimnis der Sendung, seinen größten Fehlkauf, seinen ungewöhnlichen Werdegang und über Liebesbriefe.

Herr Pauritsch, Sie sind als Händler bei “Bares für Rares” bekannt geworden. Wie kamen Sie zu diesem Job?

Das war purer Zufall. Ich war als Auktionator bei einer Versteigerung in Freiburg. Im Publikum saß ein

ZDF-Mitarbeiter, der mich danach ansprach und mir die Idee für die Sendung erzählte. “Bares für Rares” wurde erstmalig 2013 im ZDF ausgestrahlt. Dafür suchte der Sender Händler.

Also gab es eine Art

Casting?

Ja, so kann man das nennen. Das ZDF hielt auf Auktionen und in Antiquitätengeschäften Ausschau nach geeigneten Personen.

Fabian Kahl und Ludwig Hofmaier wurden auf Flohmärkten angesprochen. Als Auktionator brachte ich wichtige Eigenschaften mit – ich bin es zum Beispiel gewohnt, deutlich zu sprechen. Schließlich wurde ich eingeladen und ausgewählt.

Ihren Namen kennen nicht viele, aber den, der bei “Bares für Rares” in der Mitte des Verhandlungstisches sitzt, kennen fast alle. Sind Sie der Chef in der Runde?

Nein, ich bin absolut nicht der Chef. Aber ich bin der Ruhigste. Der Job als Auktionator bringt es mit sich, gelassen zu bleiben. So kam ich in die Mitte.

Jeden Tag sehen über drei Millionen Menschen “Bares für Rares”. Was ist das Geheimnis der Show?

 Die Sendung ist echt. Wenn eine Vase in den Händlerraum kommt, sehe ich die wirklich zum ersten Mal und muss einschätzen, was sie wert ist und was ich bereit bin, dafür zu zahlen. Wir kennen die Expertise der Kunsthistoriker nicht. Nichts ist gescripted oder abgesprochen. Das führt auch dazu, dass mir Fehler passieren und ich zu viel bezahle.

“Der Auktionator” ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen. Preis: 18 Euro

Was war Ihr größter Fehlkauf?

Ein Kunstdruck, den der Albert (“Bares für Rares”-Experte Albert Maier, Anm. d. Red) auf 30 Euro geschätzt hatte. Ich habe ihn mir nicht genau genug angeguckt und hielt ihn für ein Gemälde. Als der Ludwig dann mit 100 Euro anfing und der Fabian bei 200 weiter machte, habe ich 250 Euro geboten. Die Verkäuferin hat keinen Ton gesagt, das Geld genommen und ist blitzartig aus dem Saal gelaufen. Da wurde ich stutzig und habe die Lupe genommen. Erst dann habe ich gesehen, dass es nur ein Kunstdruck war.

Auf dem Sie vermutlich heute noch sitzen.

 Ich habe alle hintendrauf unterschreiben lassen und er hängt bei mir unter der Überschrift: mein größter Fehlkauf.

Was war Ihr bester Deal?

Das kann ich gar nicht sagen. Einige Dinge, die ich schön finde und sammle, russisches Silber zum Beispiel, behalte ich selbst und verkaufe sie nicht weiter. Finanziell gesehen ist das dann kein Gewinn.

Ein Juwelier aus Kiel wirft “Bares für Rares” vor, die Preise kaputt zu machen, weil die Händler viel zu hohe Summen zahlten. Was sagen Sie dazu?

Es ist definitiv so, dass ich ein bisschen mehr zahle, als es am Markt üblich ist. Das liegt daran, dass ich in einer bequemen Situation bin. Wenn ich etwas erwerbe, melden sich im Anschluss an die Ausstrahlung meist viele Interessenten und wollen das Stück haben. Ich finde also einfacher einen Käufer. Manchmal kommt es vor, dass ich ein Stück unbedingt haben will, die anderen Händler bei “Bares für Rares” aber auch bieten. In dieser Konkurrenzsituation steigt der Preis. Dass ich die Preise kaputt mache, sehe ich aber nicht. Am Ende sind es der Markt und Angebot und Nachfrage, die den Erlös bestimmen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht bei “Bares für Rares” sind?

Ich bin viel als Auktionator unterwegs, weil ich dafür gebucht werde. Außerdem habe ich seit 25 Jahren mit meiner Geschäftspartnerin Andrea Häring-Horn einen Laden in Oberstaufen im Allgäu, der täglich geöffnet ist. Dort bin ich, wenn ich nicht unterwegs bin.

Inzwischen kommen dorthin auch sehr viele Fans. Nicht um zu kaufen, sondern um Sie zu sehen. Nervt Sie das?

Es sind viele Fans im Laden, die ein Foto mit mir machen wollen oder mich um ein Autogramm bitten. Das finde ich auch schön. Doch einige haben zu wenig Feingefühl. Wenn ich gerade einer Kundin ein Schmuckstück zeige und dann eine Horde Männer mit dem Schrei “Jungs, er ist da” in den Laden stürmt, ist das anstrengend. Es kommen auch viele, die den Wert ihrer Sachen bei mir schätzen lassen wollen. Das mache ich inzwischen nur noch nach Terminvereinbarung, sonst käme ich den ganzen Tag zu nichts anderem.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie vor Ihrer Zeit als Auktionator als Nachtwächter, Chauffeur und Detektiv gearbeitet haben. Wie kamen Sie zur Kunst?

Auch das war purer Zufall. Ich habe damals als Hausdetektiv in einem Auktionshaus in München gearbeitet und sollte aufpassen, dass nichts geklaut wird. Als dort eine Teppichversteigerung stattfinden sollte, fiel der Auktionator aus. Da kein Ersatz zu bekommen war, habe ich mich angeboten. Offenbar habe ich das sehr gut gemacht. Der Chef wollte mich danach als Auktionator haben. Ich habe angenommen.

Braucht es dazu keine Berufsausbildung?

Es kann im Prinzip jeder machen. Nötig ist nur eine Prüfung bei der IHK. Inzwischen bin ich allgemein öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator. Das ist die höchste Stufe. Es gibt nur 250 Stück in Deutschland.

Wann sind die nächsten Dreharbeiten für “Bares für Bares”?

Erst in ein paar Wochen. Ich bin gerade auf Tour für mein Buch, war auf der Buchmesse in Frankfurt und mache Lesungen an verschiedenen Orten. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass ich nach dem Buch mehr Zeit habe, weil ich meine Geschichte und meinen Werdegang nicht mehr erzählen muss. Den können Fans jetzt ja nachlesen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das Buch ist sehr erfolgreich. Das freut mich, auch wenn ich gerne wieder mehr Zeit für Auktionen hätte. Das macht mir am meisten Spaß.

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