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DB Cargo fährt Verlust von fast 200 Millionen Euro ein

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Eigentlich sollte DB Cargo 2018 schwarze Zahlen schreiben. Am Ende wurde es das bislang größte Minus. Um die Krise zu überwinden, wird Personal eingestellt. Auch in Frankfurt und Mainz.

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FRANKFURT/MAINZ – Eigentlich sollte DB Cargo 2018 wieder schwarze Zahlen schreiben. 16 Millionen Euro hatte man sich vorgestellt. Doch das war ein frommer Wunsch. Denn nach Informationen dieser Zeitung fuhr die Schienengüterverkehrstochter der Bahn 2018 ihren bislang höchsten Verlust ein. Das Minus soll sich auf satte 196 Millionen Euro belaufen (Ergebnis vor Steuern und Zinsen). Damit hat sich der Fehlbetrag gegenüber 2017 mehr als verdoppelt. Nun peile das Management die Rückkehr in die Gewinnzone erst für 2023 an.

Wie es weiter heißt, zeigte 2018 der Trend auch bei Umsatz und Verkehrsleistung (beförderte Güter und Wegstrecke werden multipliziert) deutlich nach unten. In der Folge sinkt der Marktanteil in Deutschland immer weiter. Zuletzt waren es nur noch 53 Prozent. Vor ein paar Jahren betrug er noch 75 Prozent.

Der neue Vorstandschef Roland Bosch stemmt sich mit aller Macht gegen den Abwärtstrend. Man arbeite „unter höchster Anstrengung daran, unsere Qualität in Deutschland weiter zu verbessern“, schrieb er Mitte 2018 in der Mitarbeiterzeitschrift „Inside“. Schaffen will er das mit zwei neuen Vorständen. Der Niederländer Pierre Timmermans tritt am 1. April die Nachfolge des bereits ausgeschiedenen Vertriebsvorstands Raimund Stüer an. Marek Staszek, zuvor Chef von DB Cargo Polen, tritt ab 1. Februar in die Fußstapfen von Michael Anslinger, der neue Aufgaben im Bahn-Konzern übernimmt. Beide gelten jedoch intern eher als Notlösungen. Staszek ist der zehnte Produktionsvorstand innerhalb weniger Jahre.

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Unzufriedene Kunden springen ab

Das Ruder herumzureißen, ist bitter nötig. Denn Unpünktlichkeit, mangelnde Verfügbarkeit und in der Folge unzufriedene Kunden seien der Hauptgrund für den Riesenverlust, ist zu hören. Zwar hätten auch Unwetter und die Auswirkungen der Streiks bei der französischen Bahn SNCF das Ergebnis ordentlich gedrückt. Doch am schwersten hätten DB Cargo massive Umsatzeinbrüche getroffen, sagen Insider.

Kunden sprangen ab, verlagerten ihre Transporte auf die Straße und zu anderen Güterbahnen. Das Hauptproblem: Der Bahn-Tochter fehlen Lokführer, Rangierer und Wagenmeister an allen Ecken und Enden. Die Lücke wird im operativen Bereich auf mehr als 600 bis zu 1.000 Mitarbeiter geschätzt. Die Konsequenz: Manche Kunden können nicht oder nur zum Teil bedient werden, Züge stehen zu häufig und zu lange, was wiederum die Produktivität der Lokführer schmälert.

DB Cargo hätte aufgrund der hohen Nachfrage 2018 eigentlich wesentlich mehr transportieren können, heißt es mit Verweis auf das extreme Niedrigwasser, das die Binnenschifffahrt erheblich beeinträchtigte. Doch statt der Bahn-Tochter profitierte vor allem der LKW-Transport.

Wollte Jürgen Wilder, der Vorgänger von Bosch, bei DB Cargo noch 2.000 Stellen abbauen, stellt das Unternehmen nun massiv ein. Wie eine Sprecherin erklärte, waren es 2018 rund 1.800 Beschäftigte. „Diesen Trend setzen wir 2019 fort.“ Auch in der Europazentrale in Frankfurt (mehr als 450 Beschäftigte) und in der Deutschlandzentrale in Mainz (rund 1.000) solle eingestellt werden. DB Cargo hat rund 28.700 Mitarbeiter.

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