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Deutsche Wirtschaft: Knapp vor der Rezession

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Hohe Investitionen, niedrige Arbeitslosenzahlen: Die deutsche Wirtschaft brummt nach wie vor – könnte man meinen. Doch die Zahlen der Bundesstatistiker sprechen eine andere Sprache. Und jetzt kommt auch noch der Brexit.

Die deutsche Wirtschaft ist knapp an einer leichten Rezession vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im vierten Quartal 2018, lautet die erste Schätzung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden. Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent geschrumpft und damit zum ersten Mal seit Anfang 2015. Von einer Rezession wird bei zwei Minus-Quartalen in Folge gesprochen. Diese gab es zuletzt zum Jahreswechsel 2012/13.

Im Gesamtjahr 2018 wuchs Europas größte Volkswirtschaft um 1,4 Prozent und damit etwas schwächer als zunächst berechnet. Im Januar war die Wiesbadener Behörde noch von einem Anstieg des BIP von 1,5 Prozent ausgegangen. 2018 war das neunte Wachstumsjahr in Folge, allerdings hat sich das Tempo deutlich verlangsamt.

“Deutschland ist mit einem blauen Auge davongekommen”, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. “Selbstverständlich war das nicht angesichts der belastenden Sonderfaktoren wie der Zulassungsprobleme der Automobilindustrie oder des Niedrigwassers.” Ein starkes Comeback im laufenden ersten Quartal ist Experten zufolge keine ausgemachte Sache. “Die Frühindikatoren sind zuletzt weiter gefallen und voraus haben wir mit dem Brexit und dem Handelsstreit zwei gewichtige Risiken”, warnte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. “Für 2019 sind wir weiter vorsichtig, was die Konjunktur angeht.”

Es liegt am Konsum

Impulse kamen im vierten Quartal 2018 dem Bundesamt zufolge vor allem aus dem Inland. Die Unternehmen investierten mehr in Bauten, Maschinen und andere Ausrüstungen. Die Konsumausgaben der Verbraucher stiegen leicht. Die staatlichen Konsumausgaben, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten deutlich zu.

Der Außenhandel lieferte dagegen keine Wachstumsimpulse. Die schwächere globale Konjunktur und der Handelskonflikt mit den USA belasteten die Exporte. Die Probleme der Autoindustrie mit dem neuen Abgasmessstandard WLTP etwa führten zur Produktionsdrosselung und zu geringeren Verkäufen. Das Niedrigwasser wiederum behinderte die Binnenschifffahrt, etwa auf dem Rhein.

Für das laufende Jahr haben sich die Aussichten eingetrübt. Die Bundesregierung rechnet mit dem geringsten Wachstum seit 2013. Es dürfte 2019 nur noch zu einem Plus von glatt einem Prozent reichen, nachdem es im vergangenen Jahr noch anderthalb Prozent waren. Als Risikengelten vor allem ein ungeordneter Brexit und der Handelsstreit mit den USA.

rb/djo (afp, dpa, rtr)

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