Wirtschaft

Frankfurt ist der Maschinenraum des Internets

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Vom Internetknoten bis zum Rechenzentrum – im Rhein-Main-Gebiet konzentriert sich die digitale Infrastruktur in Deutschland. Eine Branchenallianz wirbt nun um Unterstützung.

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FRANKFURT – Rechenzentrumsbetreiber haben im vergangenen Jahr allein im Rhein-Main-Gebiet schätzungsweise knapp eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau investiert. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. „Wir kommen bei Telehouse mit dem Bau neuer Kapazitäten kaum hinterher. Ein Drittel der Fläche in unserem neuen Rechenzentrum ist vor Fertigstellung bereits vermietet“, berichtet Telehouse-Geschäftsführer Béla Waldhauser in Frankfurt.

Unverständlich ist für ihn, dass die Politik die Bedeutung der digitalen Infrastruktur bisher weitgehend ignoriert. „Dabei sind Banken, Handel, Versicherungen, Industrie darauf angewiesen.“ Und da immer mehr Unternehmen ihre Rechenleistungen, Software und Datenspeicher auslagern, wachsen Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services rapide. Auch sie benötigen dafür neue Rechenzentrumsflächen. Weitere Treiber der Nachfrage sind der Siegeszug der Smartphones, Streamingplattformen von YouTube bis Netflix, Online-Spiele oder das Internet der Dinge. So hat Samsung angekündigt, von 2020 an nur noch Geräte mit Internetverbindung herzustellen. „Vom Kühlschrank über den Fernseher bis zu Klimaanlagen werden immer mehr Geräte künftig über das Netz gesteuert“, ist sich Waldhauser sicher. Von der Vernetzung der Produktion und Vertrieb in den Unternehmen ist da noch gar nicht die Rede.

Die von Rechenzentrumsbetreibern gegründete Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen wirbt um eine stärkere Unterstützung. Denn die Datensicherheit könne am besten im Inland gewährleistet werden. „Mir persönlich ist es lieber, die Daten dort zu verwalten, wo die deutsche Exekutive und Judikative unmittelbar durchgreifen kann“, betont Waldhauser. Die digitale Souveränität Deutschlands werde nur mit einer starken Rechenzentrumsinfrastruktur gesichert.

NEUE ALLIANZ

Die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland will auf die Bedeutung des Breitband-Internets, Internet-Austauschknotens sowie Rechenzentren aufmerksam machen. Mitglieder sind Rechenzentrumsbetreiber, Telekommunikationskonzerne und Anwender wie Siemens.

Größter Internetknoten der Welt befindet sich in Frankfurt

Geschwindigkeit, Verbindungsqualität, Vernetzung, Datenschutz und Datensicherheit sind entscheidend. „Da wo viele sind, wollen alle hin.“ Am Main liegt der nach Datendurchsatz größte Internetknoten der Welt. Deshalb hat sich der Frankfurter Raum in Deutschland als Drehscheibe der digitalen Infrastruktur etabliert. So konzentriert sogar der Stuttgarter Automobilhersteller Daimler seine Rechenzentrumskapazitäten in Frankfurt. Im Rhein-Main-Gebiet von Offenbach über Frankfurt bis Rüsselsheim werden aufgrund wachsender Nachfrage immer mehr neue Rechenzentren gebaut. Das Rhein-Main-Gebiet ist der Maschinenraum des Internets.

Aber die Betreiber kämpfen mit Hürden. „Warum gelten beispielsweise die Ausgleichsregeln beim Strompreis für besonders energieintensive Unternehmen nur für die Industrie und nicht für Rechenzentren?“, fragt Waldhauser, der Sprecher der bundesweiten Allianz ist. Der Energiebedarf der Branche ist enorm. Im Rhein-Main-Gebiet ist der Stromverbrauch der Rechenzentren bereits höher als der des Flughafens. Weitere Minuspunkte hat der Standort Deutschland nach Waldhausers Ansicht bei langwierigen Baugenehmigungen, zu wenig verfügbaren Fachkräften und fehlenden Breitbandanschlüssen.

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