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Gesunde Kinder nach Uterus-Transplantation geboren

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Erstmals sind in Deutschland Kinder zur Welt gekommen, die in einer transplantierten Gebärmutter heranwuchsen. Operiert wurden zwei Frauen ohne eigenen Uterus.

Für Frauen ohne Gebärmutter ist die Transplantation eine Hoffnung.

Wenn die erste Regel einfach nicht kommt oder der Sex mit dem Partner zur Unmöglichkeit wird – erst dann merken manche Frauen, dass etwas mit ihrem Körper nicht stimmt. Eine seltene Fehlbildung ist das „Mayer-Rokitansky-Küster-Hauer-Syndrom“, das für die Betroffenen mit erheblichen Problemen einhergeht.

Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich das Fehlen der Gebärmutter und Teilen der Scheide. Diese endet nach wenigen Zentimetern blind. Vaginaler Geschlechtsverkehr ist erschwert, eine Schwangerschaft unmöglich.

Transplantation gibt Hoffnung bei Kinderwunsch

Während die operative Anlage einer sogenannten Neovagina, also einer künstlich geschaffenen Scheide seit Jahren zur Standardtherapie der betroffenen Frauen gehört, blieb ihnen der Wunsch, schwanger zu werden, bislang verwehrt. Denn damit ein Kind im Körper einer Frau heranreifen kann, ist ein Organ essentiell: die Gebärmutter.

Doch jetzt ist es erstmals in Deutschland gelungen, dass Frauen mit dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom nicht nur eine Gebärmutter transplantiert wird, sondern sie auch schwanger wurden – und die Kinder gesund und komplikationslos zur Welt kamen. Die beiden Fälle machte die Universitätsklinik Tübingen und die behandelnde Ärztin am Donnerstag öffentlich.

Schon 2013 hatte eine Ärzteteam um den Schweden Mats Brännström erstmals eine Gebärmutter transplantiert. Er war jetzt auch in Deutschland Teil des Teams, gemeinsam mit Sara Brucker, ärztliche Direktorin am Departement für Frauengesundheit am Uniklinikum Tübingen.

Die Organe stammen meist von Lebendspenderinnen, oft sind es nahe Angehörige. So auch in Tübingen, wo gleich zwei Frauen schwanger wurden. Eine der beiden erhielt den Uterus ihrer Mutter, bei der anderen war es eine nahestehende Person. Bereits im März kam das erste Kind zur Welt. Nun folgte das zweite Mitte Mai. Damit ist es insgesamt das 17. Baby weltweit, das nach einer Gebärmuttertransplantation geboren wurde.

Das Verfahren ist nicht unumstritten. Wie jeder chirurgische Eingriff birgt auch die Gebärmutter-Transplantation Gefahren. So besteht für die Spenderin ein erhöhtes Risiko bei der Entnahme. Frauenheilkundlerin Brucker ist sich dieser Gefahr bewusst. Da die Leihmutterschaft in Deutschland aber nicht erlaubt ist, sei die Gebärmutter-Transplantation die einzige Chance auf ein biologisch eigenes Kind für erkrankte Frauen.

Gebärmutter verbleibt nicht dauerhaft im Körper

Doch auch für die werdende Mutter ist der Eingriff nicht ungefährlich. Selbst wenn das Organ von einer nahen Angehörigen stammt, kann es zu Abstoßungsreaktionen kommen. Daher wird das Immunsystem mit Medikamenten gedämpft. Auch während der Schwangerschaft müssen diese weitergenommen werden. Ob dadurch für das Kind Langzeitfolgen entstehen können, bleibt fraglich.

Zumindest aus Erfahrungen mit nieren- oder lebertransplantierten Schwangeren, die die gleichen Medikamente erhalten, leitet man ab, dass das Immunsystem des Kindes nicht geschädigt wird. Um langfristige Abstoßungsreaktionen zu verhindern, wird die Gebärmutter aber spätestens nach der Geburt eines zweiten Kindes aus dem Körper der Mutter wieder entfernt werden.

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