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Minnesotas Klimapolitik profitiert vom Austausch mit Deutschland im Rahmen von “Climate Smart Cities”

Studierende der University of Minnesota bei einer Diskussion über den Klimawandel mit ihren Angehörigen. Links auf dem Tisdch der…

Mag Donald Trump sich und die USA aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet haben – Energiepolitik ist Sache der Bundesstaaten, und daher gibt es auch keine nationale Energie- und Umweltpolitik in den USA. „Erst wenn eine kritische Masse an Bundesstaaten erreicht ist, wird es spannend“, sagt Sabine Engel, Direktorin für Internationale Partnerschaften am Institute on the Environment der University of Minnesota, die zu den zehn größten Universitäten der Vereinigten Staaten zählt.

Schon seit 2011 gibt es mit Förderung der Bundesregierung einen Austausch zur Energiepolitik zwischen Minnesota und Deutschland. Beeindruckt war man von der angekündigten Beschleunigung der Energiewende der Bundesregierung in Folge der Katastrophe von Fukushima. „Seitdem gab es zahlreiche Delegationsreisen aus Minnesota nach Deutschland. Was machen die Deutschen? Wie setzen sie das alles um? Das waren Fragen, die die Amerikaner bewegten“, erzählt Engel.


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Der Stromversorger ist in Minnesota nicht frei wählbar. Der Staat muss die Energiepreise genehmigen. In einem Ressourcenplan muss der Energiemix offengelegt werden. Minnesota hat keine eigenen fossilen Energieträger. Der Bundesstaat gab bei knapp sechs Millionen Einwohnern 13 Milliarden Dollar für fossile Energie aus – auf einer Fläche der alten BRD. 2007 haben sich Republikaner und Demokraten auf den Umstieg auf erneuerbare Energien verständigt – bis 2025 sollte der Anteil auf 25 Prozent steigen. Aber schon 2018 war man bei einem Anteil von 26 Prozent angekommen – sieben Jahre vor dem gesteckten Ziel.

Durch Delegationsreisen nach Deutschland überzeugt

„Was sollte man jetzt als Ziel fordern? 50 Prozent? 100 Prozent? Die Demokraten wollten gleich 100 Prozent, andere mahnten, es langsamer angehen zu lassen und praktische Erfahrungen zu sammeln“, sagt Engel. Die Energiewende in Minnesota geht weiter voran. Ein einflussreicher republikanischer Politiker hatte sich zwischen 2011 und heute in seinen Ansichten völlig gewandelt. „Er sah auf den Delegationsreisen, was die Deutschen in NRW mit den Smart Climate Cities tun und wie schnell dort Fortschritte erzielt wurden. Er sah die Bedeutung sauberer Energie für die wirtschaftliche Zukunft seines Staates und die Zukunft junger Leute“, erzählt Engel.

Ein neues „Clean Energy First Gesetz“ – das es 2020 vielleicht im zweiten Anlauf schafft – soll Stromversorger dazu verpflichten, beim Zukauf von Energie erst auf Erneuerbare zu setzen. Wer gegen das Gesetz verstößt, muss seine Zahlen offenlegen und erklären, warum er keine erneuerbare Energie eingekauft hat. Verblüffende Resultate in einem Land, das auf nationaler Ebene als einziges Land weltweit aus dem Klimaabkommen ausgestiegen ist – selbst Syrien ist dem Vertragswerk inzwischen beigetreten.

“Die Energiewende fängt im Kopf an”

Durch die regelmäßigen Besuche in Deutschland wurde den Vertretern der Industrie, der Politik und der Universität etliches klar. Sie lernten die Macher der Energiewende in Deutschland persönlich kennen. „Die Energiewende fängt im Kopf an, das hat nichts mit Technik zu tun“, sagt Engel. Wichtig sei es, die sozialwissenschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen. Es sei entscheidend, „wie wir mit anderen Menschen umgehen“.

Zwölf Städte, jeweils sechs in Nordrhein-Westfalen und sechs in Minnesota, tauschen sich seit 2016 als Climate-Smart-Cities aus. „Wir brauchen Entscheidungsträger auf allen Ebenen der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft. Die kleinen Kommunen in NRW haben sich zuerst mit allen Stakeholdern an einen Tisch gesetzt. Das kostet Zeit. Auch Studierende sind wichtige Stakeholder. Sie erreicht man auch über emotionale Aspekte“, erzählt Engel. Sie erben den Planeten, und es sind ihre Familien, die in der Regel „Nein“ sagen.

Seit zwei Jahren werden 23 Studierende aus Minnesota nach NRW eingeladen, wo der Vizepräsident des Landtags sie empfängt. Sechs Abgeordnete laden die Amerikaner in ihren Wahlkreis ein. Jetzt macht man auch Veranstaltungen in Minnesota mit den Studierenden, ihren Eltern und Großeltern zusammen. „So verstehen sie besser, was die Jungen bewegt und wie sie über die Energiewende denken.“

“Der Erfolg des Projektes hängt von den Menschen ab”

Letztendlich ist über diesen Austausch die Energiewende in Minnesota beflügelt worden. „Der Erfolg des Projektes hängt von den Menschen ab. Sie wollen angesprochen werden angesichts einer dramatischen Vereinzelung innerhalb der Gesellschaft. Die Einzelnen müssen eine Gruppe bilden und die Wirtschaft muss einbezogen werden“, sagt Engel zu den Erfahrungen ihres Austauschprogramms. Minnesota ist auf allen nationalen Konferenzen zugegen. „Minnesotans sind immer freundlich, sie gelten als fair, und ihre Kooperation mit Deutschland strahlt aus. Das hilft sehr, die Idee in den USA zu verbreiten“, sagt Engel.

Und was lernen die Deutschen aus dem Austausch? „Die Deutschen sind sehr zielgerichtet, die Amerikaner fangen einfach mal an und hoffen, unterwegs neue Weggefährten zu finden. ,Together we are smarter’, könnte eine Erkenntnis sein. In einen anderen Kontext einzutauchen weitet den Blick“, sagt Engel. Ein Dokumentarfilm über die Klimapolitik von Minnesota hat übrigens gerade einen regionalen Emmy-Fernsehpreis gewonnen.

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