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Kryptowährungen wie Bitcoin im freien Fall

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Die Kurse der digitalen Zahlungsmittel haben seit dem Boom stark nachgegeben. Innerhalb eines Jahres sank der Marktwert um mehr als 700 Milliarden Dollar.

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FRANKFURT – Die Träume vom ewigen Höhenflug der Kryptowährungen sind geplatzt. Sollten die Kurse nach Worten ihrer Fans eigentlich zum Mond schießen, hat sie nun die Schwerkraft unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Digitale Währungen wie die am meisten gehandelten Bitcoins befinden sich nach einer abenteuerlichen Achterbahnfahrt derzeit im freien Fall. Auch Konkurrenzwährungen wie Ethereum taumeln dem Abgrund entgegen. Die Anleger flüchten. Seit dem Rekordhoch von rund 20000 Dollar vor einem Jahr ist der Kurs um 80 Prozent eingebrochen. Der Marktwert der 2000 wichtigsten Kryptowährungen ist nach einem Bericht des Informationsdienstes Heise Online seit dem Boom um mehr als 700 Milliarden Dollar auf derzeit knapp 130 Milliarden Dollar eingebrochen.

Kryptowährungen gibt es nicht als Scheine und Münzen, sondern nur als digitale Zahlenreihen auf dem Computer (siehe Infokasten). Der Aufstieg der im Januar 2009 geschaffenen Bitcoins hatte im vergangenen Jahr atemberaubendes Tempo aufgenommen. Es ging im wilden Zick-Zack-Kurs nach oben. Im Februar 2017 lag der vom Onlinedienst CoinMarketCap ermittelte Bitcoin-Handelspreis noch bei 1000 Dollar, im Juni waren es bereits 2700 Dollar, im Juli dann wieder 1900 Dollar. Im September sprang der Kurs auf 4600 Dollar, im November waren es bereits 8000 Dollar und im Dezember schoss der Kurs sogar auf rund 20000 Dollar.

Kurs pendelte 2018 zwischen 6000 und 9500 Dollar

Im Laufe des Jahres 2018 pendelte der Kurs dann wild zwischen 6000 Dollar und 9500 Dollar hin und her, bis dann im November die Bitcoins von einem reißenden Strudel nach unten erfasst wurden. Allein am Freitag büßte der Kurs fast zehn Prozent ein und erreichte mit 3295 Euro etwa den Stand von August 2017. Für viele sogenannte Miner, die die Kryptowährungen über aufwendige Rechenvorgänge schaffen, wurde das Schürfen inzwischen aufgrund der hohen Energiekosten zum Verlustgeschäft.

KRYPTOWÄHRUNGEN

Kryptowährungen sind digitale Zahlungsmittel, die aber derzeit vor allem zu Spekulationszwecken als Finanzanlage genutzt werden. Bitcoin ist die Bekannteste der rund 5000 digitalen Währungen, die aber nicht mit traditionellen Währungen wie dem Dollar vergleichbar sind. Denn Bitcoins gibt es nicht als Scheine und Münzen, sondern nur als Bits und Bytes auf dem Computer. Sie werden auch nicht von einer Notenbank ausgegeben, sondern von den Nutzern geschaffen. Dabei werden Datenblöcke miteinander verbunden. Jedes Glied der Blockkette (Blockchain) bezieht sich auf Daten des jeweils vor ihm liegenden Kettenglieds. Die Blöcke bilden eine lückenlos dokumentierte Kette, die nachprüfbar ist.

Anleger werden offenbar zunehmend nervös. Einer der größten Bitcoin-Besitzer verkaufte nach Medienberichten aus seinen Beständen Bitcoins im Wert von 257 Millionen Dollar. Es wird gemutmaßt, dass dieses Geschäft vorbei an den Handelsplätzen direkt mit Käufern zu einem festen Preis eingefädelt wurde. Auf die Stimmung an den Kryptowährungsbörsen schlägt der „Deal“ trotzdem.

Wie es weitergeht, ist unklar. „Denn Bitcoin ist vor allem ein Spekulationsobjekt und das erste Vehikel einer neuen Anlageklasse“, schreibt der Analyst Jochen Möbert von Deutsche Bank Research in Frankfurt. Die Investoren hofften auf hohe Renditen, die sich aus steigenden Nutzer- und Anlegerzahlen ergeben sollen. Mit Kryptobörsen, um Bitcoin gegen Euro und Dollar zu tauschen, sowie Investitionsprodukten wie Investmentfonds und Terminprodukten existiert inzwischen eine Infrastruktur. Damit wurde der Einstieg in Kryptowährungen auch ohne jegliches Fachwissen ermöglicht. Aber aufgrund der starken Schwankungen und „des hohen Risikos eines Totalausfalls“ dürfte der Anteil an der gesamten Vermögensanlage „im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen“. Das ist kein gutes Omen für die künftige Wertentwicklung.

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