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Nach Warnstreik – Bahn und Gewerkschaft verhandeln wieder

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Berlin (dpa) – Nach dem Warnstreik bei der Deutschen Bahn gehen an diesem Dienstag die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften weiter.
Der vierstündige Ausstand traf Millionen Reisende und Pendler hart. Weitere Warnstreiks sind vorerst nicht geplant. «Unser oberstes Ziel ist, am Verhandlungstisch ein Ergebnis zu erreichen», sagte Regina Rusch-Ziemba, die Verhandlungsführerin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Tausende EVG-Mitglieder hatten am Montagmorgen die Arbeit niedergelegt und den Zugverkehr vielerorts nahezu zum Erliegen gebracht. Mit dem Ausmaß der Aktion handelte sich die Gewerkschaft auch Kritik ein.
Diese massive Form der Streiks halte er für überzogen, weil es keine rechtzeitige Ankündigung gegeben habe, sagte Karl-Peter Naumann, der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, der «Rheinischen Post» (Dienstag). FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte im «Handelsblatt» für Warnstreiks eine Ankündigungspflicht von vier Tagen.
«Wir halten den Warnstreik für verhältnismäßig», verteidigte der EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal den Ausstand. Die Mitglieder hätten die Aktionen zum großen Teil selbst gesteuert. «Es gab einen große Bereitschaft, weil es auch einen großen Unmut gab.»
Der erste Bahnstreik seit dreieinhalb Jahren hatte um 5 Uhr begonnen. Die Bahn stellte den Fernverkehr bundesweit ein, weil zahlreiche Werkstätten und Stellwerke bestreikt wurden. Im Regionalverkehr kam es zu erheblichen Einschränkungen, besonders in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auch nach Ende des Warnstreiks um 9 Uhr gab es noch über Stunden Zugausfälle und Verspätungen.
Viele mussten auf das Auto oder andere Verkehrsmittel ausweichen. Weil auch Informationssysteme auf der Bahn-Webseite und im DB-Navigator betroffen waren, konnten Kunden nicht ordentlich informiert werden. Auch die Reisezentren wurden bestreikt.
Hintergrund sind Tarifverhandlungen für rund 160 000 Beschäftigte. Die EVG verlangt 7,5 Prozent mehr Geld für die Mitarbeiter. Außerdem will sie, dass Arbeitnehmer statt des Geldes mehr Urlaub oder eine kürzere Arbeitszeit wählen können.
Auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer verlangt unter anderem 7,5 Prozent mehr Geld. Ihre Verhandlungen für rund 36 000 Beschäftigte des Zugpersonals mit der Bahn gehen am Dienstagmorgen in Eisenach weiter. Von Seiten der GDL droht nicht so schnell ein Arbeitskampf: Sie darf wegen einer Vereinbarung erst streiken, wenn vorher eine Schlichtung gescheitert ist.
Am Dienstagnachmittag gehen auch die Gespräche mit der EVG in Berlin in die nächste Runde. Die Bahn hatte ihr neben einer Einmalzahlung von 500 Euro eine Entgelt-Erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten.
Umstritten ist nach Gewerkschaftsangaben nicht nur die Lohnerhöhung, sondern auch, ab wann die Wahlmöglichkeit zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit greifen soll. Gesprächsbedarf gebe es auch noch bei der Laufzeit des Vertrags und der Altersvorsorge.
«Das sind die letzten Themen auf der Schlussgeraden, wo wir versuchen eine Einigung zu erzielen», sagte Rusch-Ziemba. «34 Punkte sind erledigt und es geht jetzt noch um die letzten 3 Punkte.» Ob die Bahn ein neues Angebot vorgelegt habe, wollte sie nicht sagen.
«Wegen der Streikaktivitäten konnten Züge in den Instandhaltungswerken nicht planmäßig gewartet werden», erklärte die Bahn die großen Auswirkungen des Warnstreiks am Montag. «Züge und Personal sind in vielen Fällen nicht an den vorgesehenen Einsatzorten.»
Für bestimmte Spartickets wurde die Zugbindung aufgehoben. Fernverkehrstickets behalten ihre Gültigkeit und können bis einschließlich Sonntag (16.12.) genutzt werden. Im Fall von Reiseabsagen wegen des Warnstreiks sind Erstattungen von Tickets und Reservierungen geplant.
Nach dem Warnstreik reagierten andere Bahn-Unternehmen, die auf dem deutschen Netz unterwegs sind, verschnupft. «Wenn sich EVG und Deutsche Bahn eine Auseinandersetzung liefern, müssen sie ihre Maßnahmen auf Bereiche beschränken, die nur sie beide betreffen», forderte Tobias Heinemann, Deutschlandchef der französischen Transdev, die Regionalzüge in mehren Bundesländern fahren lässt.
Auch der Güterverkehr war nach Bahn-Angaben erheblich eingeschränkt. Die Güter-Konkurrenten der Bahn reagierten mit Unverständnis. EVG und Bahn müssten dafür sorgen, dass sie als Unbeteiligte nicht von Warnstreiks betroffen sind, forderte das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen.

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