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Thomas Hitzlsperger: Sehr froh, dass ich mich damals so geäußert habe

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Vor fünf Jahren hat der frühere Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich gemacht. Mit der ARD sprach der 36-Jährige jetzt darüber, was sich seither verändert hat.

“Es gibt jetzt eine ganz andere Gesprächsebene”: Der ehemalige Mittelfeldstar Thomas Hitzlsperger über Fortschritte im Kampf gegen Homophobie im Profifußball

Fünf Jahre nach seinem Coming-out empfindet der frühere Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger den Profisport als wesentlich toleranter. Bislang sei zwar kein Profifußballer seinem Beispiel gefolgt. Es gebe aber jetzt “eine ganz andere Gesprächsebene, auch wenn wir über sexuelle Vielfalt sprechen”, sagte der 36-Jährige der “ARD-Radio-Recherche Sport”. “Es ist kein so ein Tabu mehr, wie es vielleicht vor fünf Jahren war.”

“Viele Befürchtungen sind nicht real”

Hitzlsperger, der derzeit Präsidiumsmitglied des VfB Stuttgart, ARD-Experte bei Länderspielen und Botschafter für Vielfalt des Deutschen Fußball-Bundes ist, befürchtet eine falsche Beratung anderer schwuler Fußballer. “Spieler, die mit dem Gedanken spielen sich zu outen, haben von den Fans, glaube ich, nicht soviel zu befürchten. Das sind viele Befürchtungen, die nur in den Köpfen einiger existieren, die aber nicht real sind”, sagte er.

“Die Problematik ist die, dass die Menschen Ratgeber und Berater um sich herum haben, die auch davon abraten. Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Die meisten dachten, das geht nicht gut. Man muss da auf seine eigene Stimme hören”, sagte er. “Auch mich wollten Leute beschützen, aber das war falsch, weil ich gemerkt habe, auch danach ging mein Leben sehr, sehr gut weiter und ich bin sehr, sehr froh, dass ich mich damals so geäußert habe.”

Im Januar 2014, nach seinem Karriereende, hatte Hitzlsperger in einem Interview der Wochenzeitung “Die Zeit” seine Homsexualität thematisiert und angekündigt: “Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.”

Thomas Hitzlsperger ermutigt Profis zum Coming-out

In dem Gespräch mit der ARD forderte der ehemalige Mittelfeldstar Vereinsführungen auf, mutiger zu werden. Er wünsche sich einen positiveren Ansatz und mehr “Aufklärungsarbeit”, sagte Hitzlsperger. Aktive Spieler ermutigte er ihre Homosexualität öffentlich zu machen.

Thomas Hitzlsperger verbrachte einen großen Teil seiner Karriere im englischen Fußball, unter anderem bei Aston Villa, West Ham United und dem FC Everton. Bekannt ist in England der Fall von Justin Fashanu. Der Fußballspieler outete sich 1990 noch während seiner aktiven Karriere als homosexuell und wurde daraufhin von den Fans und sogar dem eigenen Trainer wüst beschimpft. Er erhängte sich 1998 im Alter von 37 Jahren.

Der deutsche schwule Ex-Fußballer Marcus Urban, der sich 2007 öffentlich zu seiner sexuellen Orientierung bekannte, gab 2015 der “TZ” ein Interview zu der Thematik. Auf die Frage, von wie vielen schwulen Fußballern er wüsste, sagte er: “Ich habe über die Jahre eine Liste zusammengetragen, darauf stehen circa 25 Spieler, die ich versuchen werde zusammenzubringen.” Über die Homosexuellen im damaligen Nationalmannschaftskader sagte er: “Es sieht so aus, als sei der WM-Titel nicht nur von Heterosexuellen erkämpft worden, dabei beziehe ich mich aber nicht nur auf den Spielerkader.” Er gestand allerdings ein, sich hier “im spekulativen Bereich” zu befinden. Keiner dieser Akteure stehe auf seiner Liste.

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