Wirtschaft

E-Mobilität – Ladestrom teurer als Sprit

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Auf dem Weg zum Ausbau der E-Mobilität lauern viele Fallstricke. Ein Tarifdschungel bei den Stromanbietern und fehlende Ladesäulen sind nur ein Teil der Probleme.

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DARMSTADT/MAINZ – Noch sind Elektroautos hierzulande Exoten. Doch der massive Ausbau des Ladesäulen-Netzes soll das ändern und das Henne-Ei-Problem lösen helfen. Zumal 2020 einige massentaugliche, bezahlbare Elektrofahrzeuge anrollen wie beispielsweise der Corsa-e vom Autobauer Opel.

Wer seinen Stromer nicht über Nacht an die heimische Steckdose oder Wallbox hängen kann, wer eine längere Tour vorhat oder wem prinzipiell immer die Zeit wegrennt, wird freilich feststellen: Das Zapfen von Elektrizität ohne Vertrag an einer der 17 500 öffentlich zugänglichen Ladestationen ist mindestens so spannend wie das, was aus der Leitung in die Batterie kommt. Und bisweilen so teuer oder gar teurer als Super oder Diesel. Denn vor allem an Gleichstrom-Schnellladesäulen, wo der Speicher in rund einer Stunde wieder voll ist, werden schon mal 39, 49 oder 89 Cent je Kilowattstunde (kWh) fällig. Demgegenüber liegt der normale Haushaltsstrom bei rund 30 Cent. Und Verluste beim Laden bis zu 25 Prozent kommen hier außerdem noch hinzu.

Wie der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick zusammen mit den Marktforschern von Statista ermittelt hat, kostet etwa bei Eon Strom für 100 Kilometer Reichweite 7,95 Euro, über Roaming-Dienstleister aber knapp das Doppelte. Da sind bisweilen Verbrenner trotz steigender Spritpreise günstiger. Das Gegenteil dessen, was immer wieder thematisiert wird.

PREIS GANZ VORN

Als wichtigste Kriterien in Sachen Elektromobilität sehen Autofahrer den Preis (31 Prozent) sowie die Reichweite (20), eine ausreichende Ladeinfrastruktur (16) und die Dauer der Aufladung (13). Das sind die Ergebnisse einer Studie der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners.

Einfach ist es also nicht, sich hierzulande ganz unabhängig von den größten Bremsklötzen Kaufpreis und Reichweite für automobile Elektromobilität zu begeistern. Nach Ansicht von Lichtblick sorgen heimlich erhöhte Preise für Strom, ein undurchdringlicher Tarifdschungel und lokale Monopole für viel Verdruss bei jenen, die jetzt schon ein E-Auto fahren. „So wird die Energiewende im Verkehrssektor scheitern“, sagte Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei der Lichtblick SE, einer der 20 größten deutschen Stromanbieter hierzulande und Teil der niederländischen Eneco.

Eine umfassende und unabhängige Liste aller Ladesäulen hierzulande fehle zudem. Auch die Zugangsvoraussetzungen fürs Stromzapfen sind erst einmal abschreckend: An der einen Ladesäule gilt es, sich per SMS anzumelden, anderswo geht das nur per App, über eine Ladekarte oder die Registrierung auf der Internetseite vorab. Was für zusätzliche Intransparenz sorgt, ist die Tatsache, dass die genaue Preisangabe erst dann zu sehen ist, wenn das Auto an der Säule angedockt hat.

Freilich sind die Ladesäulenbetreiber seit April gesetzlich verpflichtet, nach Kilowattstunden abzurechnen. Oft wurde zuvor für Pauschaltarife der Strom verkauft, um den Ladesäulen-Ausbau zu beschleunigen und Kosten zu sparen. Deshalb hat Vater Staat zunächst auf sogenannte eichrechtskonforme Säulen verzichtet. Jetzt haben die Eichämter den Anbietern Fristen gesetzt.

Die Verbraucherschützer begrüßen das. Nur so sei volle Preistransparenz gegeben, könne vorher abgeschätzt werden, was der Ladevorgang letztendlich koste. Wer das Gebiet seines Stadtwerkes verlässt, sollte deshalb nach Angaben des Automobilclubs ADAC vorher prüfen, ob nicht wenigstens im Roamingverbund des heimischen Versorgers Strom gezapft werden kann. Dann gilt nämlich die vorhandene Ladekarte weiter.

Der Darmstädter Versorger Entega etwa hat in 50 südhessischen Kommunen 149 öffentliche Ladestationen (36 Cent je kWh), die alle bereits eichrechtskonform abrechnen, wie ein Sprecher auf Anfrage betonte. Und über Roamingpartner könne beispielsweise mit der Entega-Ladekarte an über 90 000 Stationen in ganz Europa gezahlt werden.

Auf große Preisunterschiede und das hohe Niveau angesprochen verweisen Versorger darauf, dass Ladestrom wie Haushaltsstrom voll steuer- und abgabenpflichtig ist. So kommen schon vier Fünftel des Preises zustande. Zudem kosteten Hochleistungs-Ladeparks schnell hohe sechsstellige Summen. Was bezahlt werden will – vom Kunden. Der aber tanke ja ohnehin dort nicht voll, wolle schnell weiter. Eine zweite Lenkungsfunktion ist, dass man sparsam unterwegs ist ganz nach dem E-Auto-Leitspruch: Wer langsamer fährt, kommt eher an.

Happy birthday, Bremer Stadtmusikanten!

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