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Kein Frühlingserwachen auf dem deutschen Automarkt

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Die Autobranche hat ein durchwachsenes erstes Quartal hinter sich – die Zulassungszahlen legten nur minimal zu. Besonders profitieren konnten jedoch E-Autos und Dieselfahrzeuge.

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DARMSTADT/FLENSBURG – Frühlingserwachen sieht zwar anders aus, selbst wenn sich der deutsche Automarkt weiter auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2000 bewegt. Aber Konjunktur- und Brexit-Sorgen nehmen eben zu. Und so legten die Neuzulassungen im März den Rückwärtsgang ein (minus 0,5 Prozent auf 345 000 Einheiten) und komplettierten ein durchwachsenes erstes Quartal. Hier gab es 880 000 Autos (plus 0,2).

Im europäischen Ausland zeigt der Trend derzeit deutlicher nach unten. Deshalb brachen die Exporte der deutschen PS-Branche im ersten Quartal um zehn Prozent ein, so der Branchenverband VDA. Immerhin: Der Rückgang bei den Diesel-Verkäufen scheint zumindest in Deutschland vorerst gestoppt – mit positiven Folgen für die CO2-Bilanz der Konzerne. Dass dies mit hohen Rabatten erkauft wird, steht auf einem anderen Blatt. Drohende EU-Strafzahlungen ab 2012 sind schmerzhafter. Peter Fuß, Partner bei der Unternehmensberatung EY, betonte aber: „Von einer Renaissance des Dieselantriebs kann keine Rede sein“.

Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatten im März 32,4 Prozent der Neuzulassungen einen Selbstzünder unter der Haube. Das entspricht einem Zuwachs von 2,7 Prozent gegenüber März 2018. Unter Strom stand der Markt für Elektroautos, obwohl die neuen E-Modelle der deutschen Konzerne noch gar nicht verfügbar sind. Im März 2019 lagen die Zulassungen mit 6616 Elektro-Pkw 74,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Bei Hybriden gab es ein Plus von 63,1 Prozent auf 17 700 Wagen, sodass elektrisierte Fahrzeuge auf sieben Prozent Marktanteil kamen.

TEURE AUTOS

2018 stieg der durchschnittliche Neuwagenpreis hierzulande um 1,7 Prozent auf 33 399 Euro, so das Car-Center der Uni Duisburg-Essen. 1980 gaben die Bundesbürger für ihren Pkw 8420 Euro aus, 20 Jahre später 20 400 Euro. Opel kam 2018 auf 24 433 Euro im Schnitt, VW auf 30 908 Euro.

Der amerikanische E-Auto-Pionier Tesla, der am Donnerstag aufgrund schlechter Absatzzahlen für lange Gesichter an der Börse sorgte, elektrisierte dabei den hiesigen Markt mit einem Zuwachs von 453 Prozent auf 2367 Autos. Das ist auf die bessere Verfügbarkeit des Model 3 zurückzuführen, obwohl die Produktion immer noch nicht rund läuft. Zunächst gibt es lediglich die Variante zu 53 000 Euro, die Basisversion (31 000) kommt später.

Nach Einschätzung von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer wird Tesla 2019 „mit hundertprozentiger Sicherheit Marktführer bei batteriebetriebenen Elektroautos in Deutschland.“ Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler: „Der Vorsprung ist da, das Produkt ist gut und der Name Tesla positiv besetzt.“ Rund 20 000 Einheiten dürfte Tesla 2019 hierzulande verkaufen, heißt es. Bestseller Renault Zoe kam 2018 in Deutschland auf 6400 Autos. Aber Dudenhöffer ist zuversichtlich, dass sich die hiesigen Autobauer „nicht die ganze Butter vom Brot nehmen lassen.“

Bei der Elektrifizierung der Antriebe haben die regionalen Adressen Opel (Rüsselsheim) und die beiden VW-Vertriebstöchter Skoda und Seat (beide Weiterstadt) noch nicht wirklich etwas zu bieten. Aber die Rüsselsheimer legten im März mit 22 505 Einheiten um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu bei 6,5 Prozent Marktanteil; im ersten Quartal bedeuten 56 407 Autos ein Minus von 2,3 Prozent. Demgegenüber sind Seat 10,7 Prozent und Opel-Verfolger Skoda 1,5 Prozent gewachsen auf 29 769 und 51 800 Fahrzeuge. Die Marktanteile: 3,4 und 5,9 Prozent.

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