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Moderner Hufschmied: Jan Christ greift zu Flex statt Raspel

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Auch bei Hufschmieden macht moderner Fortschritt keinen Halt: So spart dem Frankfurter Jan Christ das Arbeiten mit der Flex nicht nur Zeit, sondern ist auch angenehmer fürs Pferd.

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TAUNUSSTEIN – Der Irish Tinker Sting zuckt nicht einmal mit dem Ohr, während die Flex, ein Trennschleifer mit rotierender Scheibe, an seinem Huf entlangfährt. Begleitet vom Lärm rieselt Hornstaub zu Boden. „Die meisten Pferde haben mit der Flex kein Problem“, erzählt Hufschmied Jan Christ. Im Gegenteil, das Gerät sei oft für beide Seiten eine Erleichterung, sagt Christ. Dem Schmied gehe die Arbeit weniger auf den Rücken und das Pferd sei in der Regel schneller fertig als mit der normalen Raspel. Gerade für ältere Pferde, die die Beine nicht mehr lange heben können, ein Plus. „Außerdem wird durch die schnelle Bewegung der Flex und die dadurch entstehende Wärme das Hufhorn versiegelt“, erklärt Christ. Dadurch breche der Huf weniger aus. Die feinen Kanten, die dagegen beim Raspeln entstehen, fallen bei dieser Methode weg.

107 Kunden hat der 41-Jährige in der Kartei, manche mit zwei oder mehr Pferden – 98 Prozent seiner tierischen Klienten bearbeitet er mit der Flex. „Viele Besitzer sind am Anfang natürlich skeptisch“, sagt er. Aber das lege sich schnell, sobald sie mitbekämen, wie gut die Pferde damit umgingen. „Wenn ein Pferd Angst hat, wird es erst einmal daneben gestellt und darf sich das ansehen.“ Sei es dann immer noch nicht von der neuen Technologie überzeugt, werde natürlich klassisch mit der Raspel gearbeitet.

Pony Sting, der in einem Stall in Taunusstein steht, hatte von Anfang an keine Probleme mit der Flex, erzählt Besitzerin Jessica Haxel. Zu Jan Christ sei sie durch Zufall gekommen. Er war gerade auf dem Hof, als bei ihrem Pferd vor vier Jahren Hufrehe diagnostiziert wurde. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut, bei der sich das Hufbein von der Hornkapsel löst. Eine regelmäßige und fachmännische Hufbearbeitung ist unerlässlich, zumal am rechten Huf immer noch Narbengewebe zu sehen ist.

Für die Hufbearbeitung bei Pferden ohne Eisen nimmt Christ 45 Euro, ein Beschlag geht ab 100 Euro los.

„Es gibt immer mehr Pferdebesitzer, aber immer weniger Schmiede“, berichtet Christ. Da fehle schnell die Zeit, auf jedes Pferd individuell einzugehen. „Das ist ein harter Handwerksberuf, vergleichbar mit einem Bauarbeiter. Außerdem ist man bei Wind und Wetter draußen.“ Körperliche Gesundheit und ein Draht zu Tieren seien unerlässlich. „Der Beruf geht auf den Rücken.“ Und auf die Nerven manches Kollegen – sodass manch einem mal die Hand ausrutscht. „Das geht natürlich gar nicht. Aber es gibt auch immer mehr unerzogene Pferde.“ Solche nimmt der Schmied aus Frankfurt gar nicht mehr an. Auch gegen den Zeitdruck versuche er gegenzusteuern. „Wir sind lieber zehn Euro teurer und machen weniger Pferde am Tag.“ Das komme allen zugute – vor allem den Tieren.

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