Wirtschaft

Rekordergebnis setzt Entega unter Strom

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Der Energieversorger kann auf das beste Jahr in der Firmengeschichte zurückblicken. In Zukunft will der Konzern zum „Lebensraummanager“ entwickeln.

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DARMSTADT – Rechnet es sich wirklich, Treiber der Energiewende zu sein? Lässt sich mit Nachhaltigkeit Geld verdienen? Und sorgen dabei ebenso grüne wie innovative Angebotspakete auch gegen den Branchentrend trotz beinhartem Wettbewerb für Neukunden? Der rekommunalisierte Darmstädter Versorger Entega hat 2018 nachdrücklich bewiesen, dass dies alles funktionieren kann. Alle Pfeile bei den Kennziffern zeigen nun nach oben. Für die Tarife soll das 2019 freilich nicht gelten. Höhere Preise für Strom und Gas sieht Vorstandsvorsitzende Marie-Luise Wolf im laufenden Jahr „noch nicht.“

Sie legte am Donnerstag in Darmstadt die „bisher beste Bilanz“ in der über hundertjährigen Geschichte des Unternehmens vor. Und Aufsichtsratsvorsitzender Jochen Partsch, Darmstadts Oberbürgermeister, lobte: „Das ist das Klimaschutzunternehmen unter den deutschen Versorgern.“ Bei Privatkunden sei es die Nummer zwei beim Ökostrom hinter Lichtblick, bei gewerblichen sogar führend. Das spare CO2, helfe dem Klima, während manch andere Adressen nur „Greenwashing“ betrieben, so Partsch weiter. Die Jahresproduktion an Ökostrom stieg den Angaben zufolge auf 0,8 Terrawattstunden, gewonnen in zehn Wind- und drei Solarparks, zwei Biogas- und 142 Photovoltaikanlagen. Damit lassen sich 80 Prozent der Privatkunden mit selbst erzeugter, sauberer Elektrizität versorgen. Ziel ist eine Terrawattstunde Eigenerzeugung. Auf Atomstrom im Portfolio wird schon seit 2008 verzichtet.

Diese konsequente strategische Ausrichtung kommt offenbar am Markt an. Die Kundenzahl legte in den vergangenen eineinhalb Jahren jedenfalls um 60 000 zu, so Wolf. Starke Zugewinne gab es in Mainz und im Odenwald. Jetzt hat man über 800 000 Kunden. Das wird als eindeutiges Votum gegen „Superbilliganbieter“ und für eine ökologische Ausrichtung gewertet, wie es hieß. Dabei wirken Bündelangebote aus Ökostrom, klimaneutralem Gas gepaart mit Flatrate-Offerten aus Telefonie, Internet und TV wie ein Magnet. Wolf, zugleich Präsidentin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW, Berlin), sieht darin weiter ein Alleinstellungsmerkmal der Entega unter den rund 1000 Stadtwerken. Weiteres Interesse soll hier bald ein integriertes Mobilfunkangebot bringen.

REKORD

Im ersten Halbjahr wurde bei der Stromerzeugung 15 Prozent weniger CO2 emittiert als im Vorjahr: 116 statt 136 Millionen Tonnen. Dies liegt auch am Rekord bei Erneuerbaren – sie deckten hierzulande erstmals 44 Prozent des Stromverbrauchs ab, so der Branchenverband BDEW.

Im abgelaufenen Jahr stieg der Konzernumsatz vor allem durch den stark gestiegenen Stromabsatz von 1,6 auf 1,75 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei knapp 114 (73) Millionen, das Jahresergebnis bei 63,1 (26,5) Millionen. Dabei freilich spielten diesmal Einmaleffekte von 61,6 Millionen eine besondere Rolle. Dahinter steht kein Verkauf von Tafelsilber, wie man annehmen könnte. Vielmehr sei dies das Ergebnis harter Verhandlungen mit einem großen der 16 Lieferanten. Details wollte Wolf nicht nennen. Mutmaßlich handelt es sich aber um den ehemaligen Entega-Anteilseigner Eon.

Vor diesem Hintergrund darf sich die Stadt Darmstadt (93 Prozent) über eine Ausschüttung von 43,6 (Vorjahr: 19,7) Millionen freuen, was 51 (23) Cent je Stückaktie entspricht. Partsch weiß, dass dieses Niveau nicht zu halten ist. Er geht künftig wieder von 20 bis 22 Millionen aus. Die Eigenkapitalquote legte zwar auf 12,3 (10) Prozent zu. Es bleibt aber viel zu tun. Denn dies ist nur die Hälfte der üblichen 20 bis 25 Prozent in der Branche.

Sonderprämie für die Beschäftigten

Am Unternehmenserfolg werden auch die rund 2000 Mitarbeiter beteiligt. Pro Vollzeitbeschäftigten gibt es eine Sonderprämie von 1120 Euro, insgesamt 1,6 Millionen. Hinzu kommt für alle eine einmalige Sonderzahlung von 4,2 Millionen Euro aufgrund des Rekordjahres 2018.

Gleichwohl soll es weiter aufwärtsgehen, sieht sich die Entega mehr und mehr nicht als Versorger alter Prägung, sondern als „Lebensraummanager“. Ob das Ladestationen für E-Autos oder Elektrobusse betrifft, die Projektpartnerschaft beim E-Highway auf der A5, die Breitbandoffensive zusammen mit der „Deutschen Glasfaser“ oder intelligente Beleuchtungskonzepte für den öffentlichen Raum. Anhaltendes qualitatives Wachstum ist das erklärte Ziel. Zumal man ebenso „grundsolide wie putzmunter und unerschrocken“ sei, so Wolf.

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