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„Wirtschafsweiser“ Rolf Peffekoven gestorben

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Viele Finanzminister fragten ihn um Rat, wenn wichtige Entscheidungen vorbereitet werden mussten. Nun ist der emeritierte Professor der Mainzer Gutenberg-Universität verstorben.

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MAINZ – Rolf Peffekoven, einer der renommiertesten Finanzwissenschaftler Deutschlands, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Der ehemalige Wirtschaftsweise und emeritierte Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ist in der Nacht zum Freitag in seinem Zuhause im rheinhessischen Nieder-Olm einem Herzschlag erlegen. Das erfuhr die Allgemeine Zeitung aus dem Umfeld der Familie. Peffekoven hatte sich im Sommer 2016 einer schweren Operation unterziehen müssen, von der er sich nicht mehr gut erholte.

Peffekoven war geschätzter Berater für mehrere Generationen von Finanzministern von Helmut Schmidt bis Olaf Scholz. Über 45 Jahre gehörte er dem Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen an. In dieser Zeit hat er an über 60 Gutachten und Stellungnahmen zur Finanzpolitik in Deutschland, in der EU und in der Welt mitgearbeitet.
Der exzellente Finanzwissenschaftler, dem es stets gelang, auch komplexeste Problemfelder verständlich zu erläutern, erreichte schon früh, was man als Hochschullehrer nur anstreben kann: Mit 31 Jahren wurde er zum Professor für internationale Wirtschaftsbeziehungen an die Ruhr-Universität Bochum berufen, 1980 wechselte er als Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel und in gleicher Funktion 1983 an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo er 2006 mit 68 Jahren emeritiert wurde.

Peffekoven erreichte nicht nur Fachkollegen

Geschätzt nicht nur von seinen Studenten, hatte er zehn Rufe auf Lehrstühle an renommierte Universitäten erhalten: Linz (Österreich), Bochum, Tübingen, Hamburg (zweimal), Bayreuth, Kiel, Mainz, Saarbrücken und Speyer. Sein wissenschaftliches Oeuvre umfasst rund 150 Veröffentlichungen. Damit erreichte er nicht nur Fachkollegen und Studierende, sondern auch weite Kreise der Bevölkerung, deren Urteilsvermögen in wirtschaftspolitischen Fragen Peffekoven stets verbessern wollte.

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Viele Gutachten des Beirats im Finanzministerium tragen Peffekovens Handschrift, insbesondere bei den Themen Steuerpolitik, Bund-Länder-Finanzbeziehungen und öffentliche Verschuldung. Sein Einfluss auf die Finanzpolitik erweiterte sich nochmals, als er 1991 von der damaligen Kohl-Regierung in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen wurde und zehn Jahre lang einer der „Fünf Wirtschaftsweisen“ blieb.

Peffekoven war nie Parteimitglied, aber dennoch bereit, sich in der praktischen Wirtschafts- und Finanzpolitik zu engagieren. So gehörte er 2006 vor der rheinland-pfälzischen Landtagswahl dem CDU-Kompetenzteam von Christoph Böhr an und wäre im Fall einer CDU/FDP-Mehrheit wohl Finanzminister geworden. Später war er Kandidat der CSU für die Nachfolge von Theo Waigel als Bundesfinanzminister.

2016 zum Ehrensenator der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität berufen

2016 wurde er aufgrund seines Engagements für die Uni Mainz zum Ehrensenator der Johannes Gutenberg-Universität berufen. Die Liste der Institutionen, die sich seine Expertise für ihre Beiräte sicherten, ist lang: ehemalige Landesbank Rheinland-Pfalz, DZ-Bank, VR-Leasing, Allgemeine Kreditversicherung (heute Coface).

Familie, Freunde und Wegbegleiter werden am 7. Juni bei einer katholischen Trauerfeier in Peffekovens spätem Heimatort Nieder-Olm Abschied von einem bedeutenden Politikberater und einem großartigem Menschen nehmen.

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