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Julia Klöckner im Interview: “Alle drei wären sehr gute Parteichefs”

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Julia Klöckner hofft natürlich auch auf eine Wiederwahl als stellvertretende CDU-Parteivorsitzende.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Klöckner ist der Ansicht: Wer der neue Vorsitzende der Partei wird, ist noch völlig offen. Auch sie persönlich scheint sich nicht auf einen Kandidaten festlegen zu wollen. Alle drei Politiker haben ihre Qualitäten, sagt Klöckner im Gespräch mit n-tv.

Die große Frage: Wer wird es denn?

Wenn wir das jetzt schon wüssten, müssten wir alle jetzt nicht da sein. Also: Es ist völlig offen. Es wird sicherlich ein sehr, sehr spannender Tag werden. Ganz gleich welches Ergebnis am Ende da steht, es wird nicht überraschend sein. Die 1001 Delegierten, die wählen, sind ja kein homogener Block, sondern wir sind eine Volkspartei. Das ist eine Luxusposition, die wir gerade haben. Mit drei veritablen Kandidaten.

Viele rechnen damit, dass es einen zweiten Wahlgang gibt, wo dann nicht mehr drei Kandidaten antreten, sondern zwei. Friedrich Merz und Annegret Kramp-Karrenbauer. Rechnen Sie bei dieser Wahl dann zumindest mit einem klaren Sieger? Oder glauben Sie selbst da wird es knapp.

Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich erlebe es ja selbst bei meinen Delegierten, dass es unterschiedliche Anhänger gibt. Das Gute ist, dass die drei Kandidaten sehr respektvoll miteinander umgegangen sind, dass auch deren Anhänger und Lager sich auch nicht verhakt haben. Und das ist die große Chance. Ich habe mal ganz am Anfang gesagt, wir müssen Acht geben, dass wir es nicht vergeigen und ich glaube, wir haben es nicht vergeigt. Im Gegenteil: Wir haben mobilisiert, motiviert und an Tag eins nach der Wahl bin ich mir nahezu sicher, dass dann alle hinter dem oder der neuen Vorsitzenden stehen werden.

Warum wäre Friedrich Merz ein guter Parteichef?

Es wären alle drei sehr, sehr gute Parteichefs. Wenn wir mal alle drei einzelnen Personen durchgehen: Friedrich Merz ist jemand, der Wissen und auch eine Sichtweise außerhalb der Politik mitbringt. Annegret Kramp-Karrenbauer eine sehr erfolgreiche Ministerpräsidentin aus dem Saarland, die eine klare Haltung und Position hat. Die sehr vermittelnd ist. Und Jens Spahn, der sehr faktensicher ist, unerschrocken ist und der vor allem einen Blick in die kommenden Generationen hat. Alle drei sind gut. Und gestern sagte ein Delegierter zu mir: Er wählt Jens-Friedrich Kramp-Karrenbauer.

Warum ist es dieses Mal so schwierig, dass Sie sich als stellvertretende Parteivorsitzende und als Bundeslandwirtschaftsministerin klar positionieren und sagen "mein Favorit ist der oder diejenige"? Möglicherweise sind die Delegierten ja selber völlig ratlos und wissen nicht genau für wen sie stimmen sollen. Aber sie könnten vielleicht sagen, Mensch, wenn Frau Klöckner den oder die wählt, dann macht es Sinn.

Für mich ist es nicht schwierig.

Das heißt?

Das heißt, ich respektiere, dass die Delegierten frei und geheim wählen und wenn ich jetzt etwas vorgebe, wer der Bessere oder die Bessere sein soll, wie fühlen sich dann Delegierte? – Sie fühlen sich bevormundet. Das sind erwachsene Menschen! Die haben einen Tag frei genommen, Urlaub genommen, die sind nach Hamburg gefahren, haben Stunden auf sich genommen und sie entscheiden frei.

Sie selbst werden auch antreten als stellvertretende Parteivorsitzende, Sie wollen das gerne bleiben. Mit welchem Ergebnis wären Sie zufrieden?

Ach, das ist ja anmaßend. Also, dass ich jetzt vorab sage, was ich akzeptiere oder nicht akzeptiere in meiner Zufriedenheitsskala. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich große Unterstützung bekomme, weil so etwas ist dann auch Rückenwind, um die Position der Christdemokraten zu vertreten.

Heute endet eine Ära. Angela Merkel wird heute die Halle als Ex-Chefin verlassen. Was bedeutet das für die CDU und das Land?

Erstmal bedeutet das für die CDU und das Land, dass wir sehr, sehr erfolgreiche Jahre mit Angela Merkel gehabt haben. Sie hat uns für viele Jahre in die Regierung geführt und das ist ja auch ein Ziel einer Partei. Man kann nur dann richtig mitgestalten, wenn man auch in der Regierung ist. Das hat sie erreicht. Sie hat es geschafft, die CDU zu modernisieren, verschiedene Flügel dabei zu behalten, sie hat ihren ganz eigenen Stil. Und was wichtig ist: Sie war die erste Frau an der Spitze der CDU, auch das ist ein Wert. Also es wird Wehmut heute geben, Dankbarkeit wird es geben und hohen Respekt vor dieser souveränen, ohne Druck getroffenen Entscheidung von Angela Merkel.

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