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Schiedsrichter Patrick Ittrich: Einige sagen Herr Schiedsrichter, einige Patrick, einige Digga

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In einer TV-Reportage berichtet der Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, wie ihn Spieler auf dem Platz ansprechen. Es gehört offenbar zum Witzigsten, was ein Referee erlebt. Doch es gibt auch den Druck und die Angst vor Fehlern.

Muss immer das richtige Maß aus harter Hand und locker reagieren finden: Schiedsrichter Patrick Ittrich

Patrick Ittrich ist einer der besten deutschen Schiedsrichter. Bei den Profis gilt er als beliebt, als einer, der freundlich und bestimmt auf dem Platz kommuniziert und klare Entscheidungen trifft. In einer spannenden und aufschlussreichen TV-Reportage des NDR hat der 39-jährige Hamburger nun preisgegeben, wie ihn die Spieler ansprechen: “Einige sagen Herr Schiedsrichter, einige sagen Herr Ittrich, einige sagen Patrick, einige sagen Ey, einige sagen Digga – das ist immer unterschiedlich.”

Das ist eine der amüsanten Aussagen Ittrichs, der seit vier Jahren in der Bundesliga pfeift. Der Vater von vier Töchtern berichtet in dem 30-minütigen Film von seinem Job, der Anspannung vor dem Spiel, dem Druck, von Fehlern und dem Fall Babak Rafati. Ittrich war damals Assistent Rafatis, als der 2011 versuchte hatte, sich unmittelbar vor einer Bundesliga-Partie das Leben zu nehmen. Ittrich und seine Kollegen fanden Rafati rechtzeitig in dessen Hotelzimmer und retteten ihm ihm das Leben.

Gleich am ersten Spieltag geht alles gründlich schief

Deutlich wird, dass Ittrich ein Schiedsrichter aus Leidenschaft ist. Er habe “Lust zu entscheiden”, gibt er am Ende der Reportage preis. Sein Ego sei groß genug, das bestätigt Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich. Das braucht man auch, denn oft genug ist der Druck groß genug, besonders wenn Schiedsrichter Fehler machen. Und die passieren bei rund 300 Entscheidungen pro Spiel.

Ganz übel lief es für Ittrich gleich am ersten Spieltag. Ittrich pfeift die Partie zwischen Schalke und Wolfsburg. Zwei seiner Entscheidungen werden vom Videoassistenten korrigiert. Aus einer gelben Karte wird eine rote und aus einer roten eine gelbe. Die Emotionen kochen über. Ittrich liefert sich ein verbales Gefecht mit dem Schalker Coach Domenico Tedesco, der den Unparteiischen nach Abpfiff in aller Öffentlichkeit kritisiert. Wohl zu recht. Dass er den Coach zu hart angegangen ist, ärgert Ittrich noch immer. “Das tut man nicht; da habe ich einfach den falschen Weg gewählt”, sagt er. “Bei aller Emotionalität wäre mehr Zurückhaltung gefragt gewesen.” In den sozialen Medien kassiert Ittrich ordentlich Prügel. Deshalb gehört es für ihn dazu, die sozialen Medien zu ignorieren: “Das kannst du nicht lesen, da gehst du kaputt”, sagt Ittrich. Natürlich gelinge das nicht vollständig. Irgendetwas bekomme man immer mit.

Der Fall Babak Rafati

Und es gibt es den Fall Babak Rafati. Am 19. November 2011 kam es zur Tragödie. Ittrich war damals dessen Assistent. Den Suizid des Referees konnten Ittrich und seine Kollegen Holger Henschel und Frank Willenborg verhindern, weil sie Rafati rechtzeitig im Hotelzimmer fanden. “Da kannst du so viel Polizeibeamter sein, wie du illst. So was trifft dich ins Mark”, sagt Ittrich. Stressbewältigung mit einem Sportpsychologen ist seitdem fester Bestandteil seiner Schiedsrichter-Arbeit. Ittrich erzählt: “Ich hätte ihn gern einfach nur in den Arm genommen.” Aber sie hätten sich seit diesem Tag nicht mehr gesehen. Rafati wolle das so,  und er akzeptiere das vollkommen.

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