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Spahn bietet Zusammenarbeit an: “Friedrich Merz hat der Partei gut getan”

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Jens Spahn ist überzeugt: “Wir werden in den nächsten Jahren gut für den Erfolg der CDU zusammenarbeiten.”

Im Kampf um den CDU-Parteivorsitz muss sich Gesundheitsminister Jens Spahn der Konkurrenz geschlagen geben. Im Interview mit n-tv erklärt er nach der Abstimmung, dass er seine Kandidatur trotzdem für richtig hält – genauso wie die von Friedrich Merz. Für die Partei hofft er, dass sie sich die Lust an der Debatte bewahrt.

n-tv: Herr Spahn, herzlichen Glückwunsch zum Achtungserfolg. Wie ist Ihre erste Reaktion nach diesem Tag?

Jens Spahn: Vielen Dank! Ich fühle mich gut. Es fühlt sich richtig an, kandidiert und der Partei dieses Angebot gemacht zu haben. Ich freue mich für Annegret Kramp-Karrenbauer. Wir werden in den nächsten Jahren gut für den Erfolg der CDU zusammenarbeiten.

In ihrer Rede haben Sie angekündigt, Sie würden kein bequemer Parteivorsitzender werden. Dafür hat es nicht gereicht, aber Sie wollen jetzt ins Parteipräsidium. Wollen Sie auch dort unbequem sein?

Was wir erlebt haben in den letzten Wochen, war die neue Lust an der Debatte. Wir haben die Fenster ein Stück weit aufgestoßen in der CDU und ich möchte, dass wir diesen Mut zur Meinungsvielfalt erhalten. Die Bürger dürfen ruhig sehen, dass wir miteinander ringen in Fragen der älter werdenden Gesellschaft, der Gestaltung des digitalen Wandels oder Europas und dann entscheiden. Und wenn wir anschließend gemeinsam verlässlich stehen, bekommen wir auch Vertrauen zurück.

Wie war ihre erste Reaktion, als sie das Wahlergebnis gehört haben? Waren Sie zufrieden oder hat es doch ein bisschen geschmerzt?

Ich bin zufrieden. Zufrieden damit, angetreten zu sein. Ich finde es wichtig, mein Angebot gemacht zu haben. Ich glaube auch, dass es dem Wettbewerb gut getan hat, dass wir drei Kandidaten gewesen sind. Und mit diesem Ergebnis kann ich gut umgehen und gut weiterarbeiten.

Sie haben auf der Bühne viel Applaus bekommen. Einige Delegierte haben sich auch von den Plätzen erhoben. Ist das nach so viel Wahlkampf – und nebenbei haben sie ja auch noch ein Ministerium geführt – ein schöner Moment?

Klar, ist das ein schöner Moment. Es war ja auch eine spannende und besondere Phase für die CDU. Die letzten Wochen mit Tausenden Mitgliedern auf den Regionalkonferenzen nach 18 Jahren Parteivorsitz Angela Merkel – das war schon etwas Besonderes. Das hat heute eine Art Zwischenpunkt gefunden, aber mir ist wichtig: Das ist kein Endpunkt. Wir müssen so weitermachen auch mit diesem Spaß an der Debatte. Aber ich glaube, wir gönnen uns alle erst einmal ein ruhiges Wochenende nach dem Parteitag.

Sie haben gesagt, jüngere Menschen müssen mehr Verantwortung übernehmen auch in der Partei. Wie soll das gelingen?

Das Spannende ist, das zeigt auch die Shell-Jugendstudie, dass die junge Generation die Werte für wichtig hält, die auch uns als CDU wichtig sind: Familie, Verbindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, ein gesundes Bewusstsein für die Heimat und für das eigene Land. Diese Generation ist so sehr CDU wie kaum eine zuvor. Sie weiß es nur noch nicht. Unsere Aufgabe ist es, dies als Partei zu vermitteln – gelassen, modern, aber auch wertebewusst. Das möchte ich gerne mit einbringen.

Kann man wertebewusst mit konservativ übersetzen? Das ist ein Begriff, den viele nicht mehr hören wollen. Aber als Sie und Friedrich Merz angetreten sind, ist in der Partei etwas hochgekommen, was vorher nicht so häufig zu hören war in Diskussionen um Mietpreisebremse und Ehe für alle. Glauben Sie, dass dieser konservative Flügel jetzt wieder etwas stärker wird?

Wenn wir konservativ sehen mit Blick auf Werte, die es zu bewahren gilt, dann wird das Konservative auf jeden Fall stärker in der Gesellschaft. Es geht ja in der Ehe erst einmal darum, dass zwei Menschen verbindlich füreinander einstehen und das auch vor der Gesellschaft erklären. Und Ehe ist 1980 anders gewesen als 2018. Es hat sich viel entwickelt, aber das Grundprinzip ist geblieben. Diesen Wert müssen wir weiterhin wertschätzen als solchen, aber ihn eben auch modern ausgestalten.

Sie haben betont, wie wichtig es für die Partei war, dass sie zu dritt bei den Regionalkonferenzen unterwegs waren. Annegret Kramp-Karrenbauer hat eine klare Rolle, Sie haben sich bekannt – welche Erwartungen haben Sie an Friedrich Merz für die Zukunft?

Friedrich Merz hat klar gesagt, dass er sich keiner Bitte der Partei versagen wird. Er wird aktiv bleiben, wie er es auch in den letzten Jahren war. Er hat im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen mitgemischt, in Rheinland Pfalz. Ich wünsche mir, dass er das auch in Zukunft tut. Ob es eine formale Einbindung geben kann, muss er entscheiden. Ich freue mich jedenfalls, wenn er aktiv dabei bleibt auf Veranstaltungen und als Redner.

Glauben Sie, es wäre auch sichtbares Amt nötig?

Das ist am Ende eine Entscheidung von Friedrich Merz, ob und wie er eine Position übernehmen oder ausfüllen will. Viel wichtiger finde ich die Botschaft, dass er der Partei dort zur Verfügung stehen möchte, wo sie ihn abruft. Und eines möchte ich deutlich sagen: Dass Friedrich Merz einer der drei Bewerber war, dass hat der Partei gut getan. Ich habe auch vor Ort Leute wiedergesehen auf Veranstaltungen, die gesagt haben: "Das ist spannend, besonders durch Friedrich Merz." Und ich wünsche mir, dass das erhalten bleibt.

Mit Jens Spahn sprach Christopher Wittich

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