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Wie der Amazon-Konzern Milliarden verdient

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Der Online-Gigant ist nun das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Amazon macht seine Gewinne in Bereichen, in denen man sie zunächst nicht vermuten würde.

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SEATTLE – Jeff Bezos ist ganz oben angekommen. Der Gründer und Chef von Amazon gilt mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 125 Milliarden US-Dollar als der reichste Mensch der Welt. Zudem ist sein Konzern nach dem Absturz der Apple-Aktien seit Dienstag das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Mit einer Marktkapitalisierung von nahezu 800 Milliarden Dollar.

Wenn von Amazon die Rede ist, denkt man zuerst an Pakete. Und tatsächlich bildet der Online-Handel mit einem Umsatzanteil von mehr als der Hälfte mit Abstand den größten Block im Amazon-Imperium (siehe Grafik). Doch für den Aufstieg an die Spitze braucht man auch Gewinne. Und die liefert Amazon. Für das dritte Quartal vermeldete Amazon ein Netto-Ergebnis von rund 2,9 Milliarden Euro – bei einem Umsatz von gut 56 Milliarden Dollar.

Hunderttausende Firmen nutzen Amazon-Cloud

Die Margen sind im Online-Handel sehr gering, richtig Geld verdient Amazon in anderen Bereichen. Vor allem mit den 2006 gegründeten Amazon Web Services (AWS). Das Geschäftsmodell ist einfach: Amazon stellt Unternehmen über das Internet Speicherplatz, Rechenleistung und Dienstleistungen in konzerneigenen Rechenzentren zur Verfügung und kassiert dafür eine Art Miete. Im Fachjargon nennt man das Cloud Computing, also das Rechnen in der Datenwolke. Eines dieser Rechenzentren steht in Frankfurt. Unternehmen, die diese Dienste nutzen, müssen die nötige IT-Infrastruktur nicht selbst aufbauen und ständig aktualisieren. Und das spart Kosten. Entsprechend geht das Geschäft mit Cloud-Computing durch die Decke. Heute liefert sich AWS mit Microsoft Azure einen erbitterten Kampf um die Marktführerschaft. Hunderttausende Unternehmen haben das Cloud-Computing von Amazon bereits genutzt. Darunter etwa Netflix, General Electric, BMW, RWE, Siemens, Software AG, Flixbus, Kärcher oder die Deutsche Bahn.

Im dritten Quartal 2018 legte der AWS-Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar zu. Das waren bereits rund elf Prozent des Gesamtumsatzes. Aber viel wichtiger sind die Margen. Im zweiten Quartal beispielsweise ist der Gewinn in der Cloud-Sparte um 80 Prozent auf 1,64 Milliarden Dollar geklettert. Das waren fast zwei Drittel des Gesamtgewinns von Amazon. Ob Amazon solche Wachstumsraten künftig halten kann, steht in den Sternen, denn der Cloud-Markt ist hart umkämpft. Aber der Konzern hat ja noch andere Segmente, in denen er viel Geld verdient. Zum Beispiel die „Seller Services“. Mittlerweile stammen die Waren, die Amazon verkauft, zu rund der Hälfte nicht vom Konzern selbst, sondern von kleineren Händlern, die Amazon als digitalen Marktplatz nutzen. Der Konzern erhält von ihnen dafür Gebühren sowie Provisionen.

Das Segment legt derzeit mit Wachstumsraten im mittleren zweistelligen Prozentbereich zu. Im ersten Halbjahr 2018 kam so ein Umsatz von knapp 20 Milliarden Dollar zusammen. Da der Marktplatz nicht separat bilanziert wird, tauchen die ohnehin sehr niedrigen Kosten in anderen Bilanzposten auf. Experten zufolge können die Marktplatz-Umsätze nahezu als Ertrag angesehen werden.

Bei Amazon wächst zwar auch das Geschäft mit eigenen Buchläden und Lebensmittelgeschäften, aber ein anderer wichtiger Gewinnbringer verbirgt sich im Geschäftsbericht unter „Sonstiges“. Dieser Bereich legte im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 122 Prozent auf einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Dollar zu. Einer Fußnote zufolge verbergen sich dahinter vor allem Werbeeinnahmen. Von Händlern, die so eine prominentere Platzierung ihrer Angebote erreichen wollen. Von Unternehmen, die zwar direkt an Amazon verkaufen, trotzdem aber ihre Ware bewerben wollen.

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