Wirtschaft

Wiesbadener Rösterei-Chef Schulz: „Den Menschen zum Genießer machen“

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Seit Februar dieses Jahres betreibt Sebastian Schulz die Rösterei Maldaner Coffee Roasters. Über eine Onlineplattform will er den Direkthandel mit Bauern ermöglichen.

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WIESBADEN – Zitrus, Brombeere, Karamell, Schokolade – Kaffee ist für Sebastian Schulz eines der aromatischsten Lebensmittel. „Eine einzige Bohne kann bis zu tausend Aromen entfalten“, berichtet der Geschäftsführer der Maldaner Coffee Roasters in Wiesbaden. Genauso vielfältig seien auch die Arten der Zubereitung, die die unterschiedlichen Geschmacksnoten hervorheben.

Im Wiesbadener Westend wird seit Februar 2018 der Kaffee in kleinen Chargen im handwerklichen Trommelröstverfahren schonend geröstet. „Die Bohnen werden saisonal direkt bei den Bauern vor Ort oder Spezialitätenimporteuren eingekauft“, erläutert Schulz, dessen Eltern im Jahr 2001 das 1859 eröffnete Wiener Kaffeehaus Maldaner übernommen hatten. „Wir wollten auch die Produktion des Röstkaffees in die eigene Hand nehmen.“ Aber auch für andere Cafés, Restaurants und Unternehmen wie die Aareal Bank wird der Kaffee geliefert. Darüber hinaus gibt es vor Ort in der Rösterei eine Brew- und Espressobar sowie Barista-Workshops, Röstkurse und Kaffeeverkostungen. Die Herkunft des Kaffees lässt sich über einen QR-Code nachverfolgen. Für Schulz ist klar: „Wir wollen den Menschen zum Genießer machen.“

Gleichzeitig wurde ein Webshop eröffnet. „Jeden Montag rösten und versenden wir unsere frischen Bohnen.“ Die nächste Stufe ist die Gründung einer Internetplattform, auf der der direkte Handel zwischen Kleinbauern und deutschen Röstereien ermöglicht werden soll. Durch die weitgehende Ausschaltung des Zwischenhandels sollen die Bauern mehr Geld bekommen. Derzeit erhalte der Bauer nur drei Prozent vom Preis. „Bei uns werden es 300 Prozent mehr sein.“ Gleichzeitig soll durch den direkten Kontakt die Qualität des Röstkaffees gesichert werden. „Wir verzichten auf die Siegel, da sie keine Aussage über die Qualität liefern“, betont der 29-Jährige, dessen Vision die Verbindung von Qualität, ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ist. Das Start-up wird über ein Mentorenprogramm des Coworking-Spezialisten Heimathafen unterstützt.

Im nächsten Jahr wird Schulz – zu dessen Leidenschaften das Reisen gehört – nach Kolumbien fahren, um direkt vor Ort mit den Bauern die Anbaugebiete digital zu erfassen. So soll die Herkunft des Kaffees dokumentiert werden. „Kaffee ist nach Erdöl eines der wichtigsten Handelsgüter“, betont Schulz, der ein Studium am Wiesbadener Institut für Marketing und Kommunikation (IMK) absolviert hat. Danach folgte ein Jahr Mitarbeit in einer Agentur in London. Zurück in Deutschland baute er die Marketingabteilung eines IT-Serviceunternehmens auf, bis ihn die Selbstständigkeit lockte. Die Gastronomie hat ihn nie gereizt. Seine Eltern hatten vor der Maldaner-Übernahme lange Jahre das Wiesbadener Traditionshaus Dortmunder betrieben. Da hieß es schon mal „Spülküche statt Hausarrest“. Die Eltern hätten ihn nie gedrängt, in das Familiengeschäft einzusteigen. Eine Verbindung gibt es über die Rösterei ja jetzt trotzdem.

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